Pio der Wal will groß und stark sein (ab 3 Jahre)

Im tiefen blauen Meer schwimmt ein Wal namens Pio. Pio ist ein kleiner Blauwal. Neben Pio schwimmt seine Mama, die immer auf ihn Acht gibt. Sie ist ein großer Blauwal.

Doch Pio hat genug davon, dass sie immer auf ihn aufpasst und beschließt heute abzuhauen, um endlich das zu machen, was er will. Schließlich ist er doch schon groß und stark. Wie ein echter Wal.

Pio lässt sich nichts anmerken und schwimmt schön gemütlich neben seiner Mama her. 
Als seine Mama einen Augenblick lang nicht aufpasst, versteckt sich Pio schnell hinter einem großen Stein. Er wartet bis sie weg ist und schwimmt schnell davon. Sie scheint es nicht bemerkt zu haben und schwimmt weiter.

„Es ist an der Zeit, dass ich selber groß und stark bin“, denkt er aufgeregt. „Nur… Was macht man, wenn man selber groß und stark ist?“, überlegt er. Pio macht sich eine Liste mit Dingen, die er jetzt tun will. Alleine. Groß und stark.

Als er fertig ist, schaut er stolz seine Liste an. „Ich will den kleinen Fischen Angst machen. Ich will im Meer ganz weit hinaus schwimmen und ich will dann ins Bett, wann ich will“, ruft er in das tiefe Blau, wedelt eifrig mit seiner Schwanzflosse und schlägt Purzelbäume im Wasser. Pio ist bereit für seine eigenen Abenteuer. Und er ist bereit groß und stark zu sein. Weil er lange genug neben seiner Mama her geschwommen ist und weil er ein echter Wal ist. 
Zuerst erschreckt er die Fische. Auch wenn Pio noch ein kleiner Wal ist, gehört er zu den größten Tieren im Meer. „Das macht Spaß“, denkt er fröhlich und jagt ein paar Fische in ihre Verstecke. Irgendwann ist ihm das zu langweilig.

Er will jetzt weit hinaus schwimmen, um zu sehen, was es im Meer noch so alles gibt. Pio ist nervös und gespannt, was ihn erwartet.

Als er immer weiter und weiter schwimmt, wird das Wasser dunkler und tiefer. Ihm wird etwas mulmig. Ob er später noch zurück finden wird? „Ein bisschen komisch ist es hier ja schon“, denkt er ängstlich, doch er schwimmt mutig weiter. Schließlich ist er ja groß und stark. Ein echter Wal.

Doch irgendwann ist es um Pio herum nur noch dunkel. Er weiß nicht mehr wohin und er hat vergessen, wo es nach Hause geht.

„Oh weia“, wenn doch nur meine Mama jetzt da wäre“, schluchzt er und versucht tapfer zu bleiben.

Es wird Nacht im Meer. Pio findet alleine nicht mehr nach Hause und beschließt zu warten, bis ihn seine Mama findet. Er versteckt sich hinter einem Stein, um dort etwas zu schlafen. Er ist müde vom Schwimmen und könnte ohnehin nicht mehr lange nach dem Nach-Hause-Weg suchen.

Er weiß, seine Mama wird ihm helfen. Es bleibt nur die Frage wann. 

Die Zeit vergeht und Pio kann vor Angst nicht schlafen. Hier und da raschelt es und ihm ist kalt. Zuhause hätte er jetzt seine Kuscheldecke.
Stunde um Stunde vergeht.

Als er irgendwann total übermüdet in die Ferne blickt, sieht er ein Licht. Er wartet ab. "Es könnte eine Falle sein“, denkt er. Doch dann hört er, wie jemand laut nach ihm ruft. „Pio! Hörst du mich? Wo steckst du?“, ertönt es aus der Ferne und da fällt Pio ein Stein vom Herzen, denn er weiß: „Das ist meine Mama.“

Schnell schwimmt er aus seinem Versteck und ihr entgegen. „Mama“, ruft er so laut er kann und ist überglücklich, als sie ihn findet und in ihre Arme schließt.


„Mama ich wollte groß und stark sein“, versucht Pio ihr alles zu erklären. „Es ist alles gut mein Schatz“, flüstert sie ihm ins Ohr, beruhigt ihn und schwimmt mit ihm gemeinsam nach Hause.

„Mama ich möchte meine Kuscheldecke“, sagt Pio. „Ich bin zwar ein Wal, aber noch bin ich ja klein. Groß und stark werde ich später“, fügt er erleichtert hinzu.

„Oh Pio! Ich bin ja so froh, dass ich dich gefunden habe“, sagt sie erleichtert zu ihrem kleinen Wal, der so gern so groß und stark gewesen ist. Und er hatte den Mut es zu versuchen. Denn woher weiß man sonst, wann es soweit ist?

Der Autor dieser Geschichte ist nicht bekannt. Es könnte sich um eine anonyme oder nicht eindeutig zuzuordnende Quelle handeln.