Ehemaliges KdF-Seebad Prora

Auf der Ostseeinsel Rügen findet man mitten in der inseltypischen Heidelandschaft eines der größten Bauvorhaben aus der Zeit des Nationalsozialismus. Das zum Teil fertiggestellte Ostseebad Prora ist ein historisches Baudenkmal, das in Deutschland seinesgleichen sucht. Kaum ein Bau legt ein so beredtes Zeugnis ab, wenn es um den Monumentalismus der nationalsozialistischen Ideologie und deren potentielle Einwirkung auf den Alltag der Menschen geht.

In den riesigen, sechsgeschossigen Bauten am Strand sollten einst mehr als 20.000 Urlauber gleichzeitig Platz finden. Die gerade einmal 12,5m² großen Zimmer erinnerten eher an eine altmodische Jugendherberge als an eine gehobene Urlaubsunterkunft. Dennoch beeindrucken die Gigantonomie und auch die erschreckende Konsequenz der nationalsozialistischen Ideologie, die die Gemeinschaftsausrichtung und ideologische Gleichschaltung – zum Beispiel durch Lautsprecher in jedem Zimmer – als viel wichtiger ansah als jeglichen Luxus.

Andererseits nahm das KdF Prora mit geplanten Wellenbädern, Sportanlagen und dem auch teilweise fertiggestellten Schiffsanleger Elemente vorweg, die wir aus dem späteren Massentourismus kennen und war abseits der ideologischen Ausrichtung seiner Zeit in unheimlicher Weise weit voraus. Die aufsehenerregende Modernität wurde auch 1937 auf der Weltausstellung in Paris mit einem Preis gewürdigt. Der Beginn des 2. Weltkrieges setzte den Bautätigkeiten am Koloss von Prora ein jähes Ende.

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18609 Ostseebad Binz / Prora